Unsere Jugend in Zeiten von Corona

Die Unterbrechung des Trainings- und Spielbetriebes aufgrund der Corona-Pandemie ist für alle Fußballfreunde eine schwierige Zeit. Insbesondere die Geduld von Kindern und Jugendlichen wird gerade auf eine harte Probe gestellt.

Um einen Einblick in den Umgang mit unseren Nachwuchskickern zu erhalten, haben wir Andreas Engel (Vorstand Jugend) und Arnd Rübsamen (Jugendkoordinator) interviewt.

Hallo Andreas, Hallo Arnd. Der Jugendfußball ruht nun bereits seit einigen Wochen. Wie habt Ihr die bisherige Unterbrechung erlebt?

Andreas Engel: Am 12. März kam die offizielle Info, dass der Hessische Fußballverband den Spielbetrieb ruhen lässt. Gleichzeitig wurde eine Empfehlung an die Vereine gegeben, den Trainingsbetrieb auszusetzen. Wir haben dann nach interner Rücksprache im Jugendvorstand unseren Trainern und Betreuern am gleichen Tag mitgeteilt, dass der Trainingsbetrieb im gesamten Jugendbereich bis auf Weiteres nicht stattfinden wird. Wir konnten und wollten die Trainer bei dieser Entscheidung nicht alleine lassen, sondern von internen Diskussionen untereinander und mit den Spielern und Eltern entlasten. Kurze Zeit später wurde dann auch von Seiten der Behörden der Trainingsbetrieb untersagt. Es ist natürlich schon eine ungewöhnliche Situation für uns. Während bis dahin die Trainingsplätze, insbesondere in Steinbach, jeden Abend von ca. 17 Uhr bis 21 voller Kinder und Jugendliche waren, trifft man dort jetzt niemanden mehr an.

Arnd Rübsamen: Es hätte wohl niemand im Januar oder Februar diesen Jahres für möglich gehalten, dass wir solch eine Situation vorfinden werden bzw. die Situation sich so entwickelt, dass weltweit der ganze Fußball ruht und dass in der Wirtschaft solch massive Einschnitte geschehen werden. Ich persönlich hoffe, dass wir alle aus dieser Covid-Situation lernen werden, habe aber die Befürchtung, dass es danach genauso weitergehen wird.

Da ein geregelter Trainings- und Spielbetrieb nicht möglich ist, haben viele Vereine kreative Lösungen gefunden, wie der Nachwuchs in dieser Zeit beschäftigt werden kann. Habt Ihr auch einen Weg gewählt, mit dem die vielen Spielerinnen und Spieler trotz aller Einschränkungen auch weiterhin sowohl fit, als auch in Kontakt bleiben können?

Andreas Engel: Vorgabe von Seiten des Jugendvorstandes gibt es hier keine. Es ist aber schon toll, welche Angebote da von den einzelnen Jugendbetreuern gemacht werden. Die Betreuer und Teams stehen in der Regel über ihre WhatsApp-Gruppen bzw. telefonisch in Kontakt. Bei den jüngeren Jahrgängen werden Fitness- und Technikübungen mit Eltern oder Geschwistern gemacht und dann als Video in die Gruppe gestellt. Es gibt Trainingspläne, welche wöchentlich aktualisiert werden. Zudem werden persönliche Trainingspläne angeboten. In einer Jugend findet eine Wochenchallenge, abwechselnd für Körper und Kopf, zwischen Trainer und Team statt. Zudem wird in einer Gruppe gerade ein virtuelles Training über eine Videoapp geplant.

Arnd Rübsamen: Wie gut, dass wir in einer Zeit der modernen Kommunikation leben. So gibt es zur Zeit viele Videos des DFB zwecks Eigentraining mit und ohne Ball, Laufübungen sowie Koordinationstraining, die unsere Trainer den Spielern zu Verfügung stellen.

Was gebt Ihr als Vereinsvertreter bzw. die Trainer der Jugendabteilung dem Nachwuchs in dieser Zeit mit auf den Weg?

Andreas Engel: Unternehmt so viel wie möglich an der frischen Luft, bewegt euch, fahrt Fahrrad oder macht Läufe, nehmt euch einen Ball vor die Füße. Auch wenn es mittlerweile ziemlich abgedroschen klingt, macht dieses alles im Einklang mit den geltenden Regeln. In dieser Zeit ist die Gesundheit von euch, euren Eltern, Großeltern und der übrigen Mitmenschen das Wichtigste. Es wird auch wieder die Zeit kommen, wo der Fußball die wichtigste Nebensache der Welt ist,

Arnd Rübsamen: Neben den schon angesprochenen Videos haben unsere Trainer zum Beispiel auch Hausaufgaben mit einem zweiwöchigen Trainingsplan erstellt, der den Spielern via WhatsApp zugesendet wird. Über allem steht aber die jeweilige Eigenmotivation.

Wie sieht Eure persönliche Meinung zu den verschiedenen Fortsetzungs-Szenarien für Eure Mannschaften aus?

Andreas Engel: Ich denke da sollte man sich nicht an irgendwelchen Spekulationen beteiligen. Die Interessenslage der einzelnen Vereine und Mannschaften ist da je nach den sportlichen Ambitionen sicherlich unterschiedlich.

Arnd Rübsamen: Wenn man in andere Landesverbände oder auf andere Nationen (Belgien, Niederlande) schaut, so ist wohl aktuell alles vorstellbar – von Saisonabbruch bis Fortführung der Runde. Die große Unbekannte ist eben, wie sich der Virus weiterentwickelt. Das ist der Parameter. Denn die Gesundheit aller steht an erster Stelle.

Der Jugendfußball kämpft bereits seit vielen Jahren gegen Rivalen, wie etwa die Spielekonsolen. Fürchtet Ihr, dass die Corona-Krise auch in dieser Hinsicht negative Folgen für den Jugendfußball aufwerfen könnte?

Andreas Engel: Sicherlich ist es bequemer, an der Spielekonsole zu sitzen als sich bei Wind und Wetter und noch dazu regelmäßig im Freien zu betätigen. Aber dieses Problem gibt es nicht erst seit der Corona-Krise. Im Jugendfußball ist meines Erachtens eine Entwicklung zu beobachten, dass auch schon im jüngeren Bereich zu viel auf den Erfolg ausgerichtet ist. Sicherlich kann man von der Jugendabteilung eines Regionalligisten erwarten, dass die Jugendmannschaften auch erfolgreich sind und in höheren Klassen spielen. Aber man sollte dem Erfolg nicht alles unterordnen und den Kindern auch die Möglichkeit und Zeit lassen, sich zu entwickeln und den Spaß nicht zu verlieren. Dann verliert man auch die Kinder nicht so leicht. Aber ein Patentrezept, wie das gelingt, gibt es leider nicht, da müssen wir unseren eigenen Weg finden.

Arnd Rübsamen: Die Kids spielen schon länger Fußball auch an der Playstation. Vielleicht ist es jetzt ein klein wenig mehr geworden. Ich persönlich glaube aber nicht, dass dadurch negative Folgen aufgeworfen werden. Das hat im Jugendfußball ganz andere Gründe, wieso es immer weniger Mannschaften gibt – gerade in den älteren Jahrgängen, wo das Wettkampfgeschehen einzelner Fußballkreise zusammengelegt werden muss.